Überschwemmungsgefahr trotz Rekorddürre

Lesen Sie Teil 2 unserer Reihe zu Elementarschäden. Teil 1 finden Sie hier.

Die Sommerzeit ist in diesem Jahr so trocken wie selten zuvor. Viele Menschen in Deutschland sehnen sogar einen kräftigen und anhaltenden Regen herbei. Doch Vorsicht mit dem Wunsch nach der vermeintlich nasskühlen Erlösung aus den Wolken. Besonders für Hauseigentümer sind starke Regenfälle mit erheblichen Risiken verbunden. Auch in diesem Jahr haben Starkregenereignisse bereits wieder Millionenschäden in einigen Teilen der Bundesrepublik angerichtet. Die Gefahr lokal begrenzter schwerer Unwetter besteht auch in diesem Jahr.

Gut beraten sind daher all jene, die sich frühzeitig mit dem individuellen Gefahrenpotenzial an ihrem Wohnort vertraut machen und entsprechende Schutzmaßnahmen treffen. Denn wer sich auf kommunale Schutzeinrichtungen wie Rückhaltebecken oder Dämme verlässt, erlebt nicht selten eine böse Überraschung. Längst ist das nächstgelegene Gewässer nicht mehr die einzige Bedrohung bei starken Unwettern: Ob Starkregen, Kanalrückstau oder steigendes Grundwasser – die Gefahrenquellen für Überschwemmungen sind vielseitig und die Vorteile privater Vorsorgemaßnahmen nicht mehr von der Hand zu weisen.

Für einen effektiven Schutz haben wir mögliche Gefahrenquellen und die passenden Vorsorgemaßnahmen für Hauseigentümer aufgelistet:

Überschwemmungsgefahren außerhalb des Hauses

  • Hochwasser
    Die klassische Variante. Flüsse und Bäche treten über die Ufer, überschwemmen Straßen und ganze Siedlungen. Bei lang anhaltendem Hochwasser können selbst vorhandene Schutzmaßnahmen wie Deiche, Rückhaltebecken oder Schutzmauern von den Wassermassen überflutet, unterspült oder gar durchbrochen werden. Die Vorwarnzeit für Hochwasser ist abhängig von den Ursachen. So kann beispielsweise vor einem Hochwasser durch Schneeschmelze früher gewarnt werden, als vor einem durch heftige Regenfälle.
  • Starkregen und Sturzfluten
    Das plötzlich einsetzende Wetterphänomen. Egal, wo Sie Ihr Haus gebaut oder gekauft haben, Überschwemmung durch Starkregen kann Sie überall treffen. Und das ohne Vorwarnung. Wie gefährdet Sie sind, hängt unter anderem von der topographischen Lage Ihres Hauses ab: Liegt das Gebäude in Hügel oder Bergnähe und damit im Fließweg einer möglichen Sturzflut? Droht eine Überschwemmung in einer Geländesenke? Auch große Dachflächen werden bei Starkregen zu einer Gefahr, wenn Regenrinnen überlasten und das abfließende Wasser über längere Zeit gegen die Fassade prallt.

So sorgen Sie vor:

  • Bodenschwellen und Bodensenken: Platziert an der richtigen Stelle, können Wassermassen damit gezielt vom Haus weggeleitet werden.
  • Schutzelemente vor Öffnungen: Fenster, Türen, Kellerzugänge und Lichtschächte sind bei einer Überschwemmung potenzielle Schwachpunkte. Mit der Installation von Aufkantungen und speziellen Schutzblechen können Sie Öffnungen effektiv gegen eindringendes Wasser abdichten.
  • „Schwarze Wanne“: Ihr Haus ist kein Boot, also auch nicht wasserdicht. Damit bei einer Überschwemmung das Wasser nicht in die Wände zieht, sind regelmäßige Bitumenanstriche oder deckende Kunststoffbahnen eine bewährte Methode Ihr Haus nachträglich von außen gegen Wasser und Feuchtigkeit abzudichten.

Überschwemmungsgefahren innerhalb der eigenen vier Wände

  • Kanalrückstau

    Die Gefahr aus den Rohren. Bei extremen Regenfällen stoßen kommunale Abwassersysteme schnell an ihre Grenzen. Die Folge ist ein Rückstau, bei dem das Wasser aus allen Öffnungen drückt und wenn Sie über keine Rückstausicherung verfügen, dann eben auch aus den Sanitärinstallationen Ihres Hauses. Außerdem kann das aus öffentlichen Kanalöffnungen drückende Wasser zur Gefahr werden, wenn es über die Straße bis auf Ihr Grundstück schwemmt.
  • Grundwasser

    Die unterschätzte Gefahr. Wenn es von oben wie aus Eimern gießt, denkt kaum jemand an die Gefahr von unten. Nachvollziehbar, denn der steigende Grundwasserpegel ist als Bedrohung nicht sichtbar, kann aber dennoch schwere Schäden verursachen. Grundwasser drückt von unten in Keller und tiefliegende Erdgeschosse. Dabei ist zwar die Wassermenge häufig geringer als bei Überschwemmungen von der Oberfläche, doch die Gefahr geht von der Staunässe aus. Dauerhafte Schäden an Fundament und Wänden können die Folge sein.

So sorgen Sie vor:

  • Rückstausicherungen: Der Name sagt alles. Ihre Wasseranschlüsse sollten Sie mit Ventilen, Klappen oder Pumpen gegen rückstauendes Wasser aus dem Kanalnetzwerk absichern. Besonders wichtig für den Anschluss an die Schmutzwasserkanäle, ansonsten kann ein unerwünschtes Wiedersehen die Folge sein.
  • Regelmäßige Reinigung von Abläufen, Rohren und Regenrinnen: Die teuerste Installation hilft Ihnen nicht, wenn Sie die regelmäßige Wartung vernachlässigen. Achten Sie darauf, dass Abläufe und Rohre immer freigehalten und regelmäßig gereinigt werden.
  • „Weiße Wanne“: Das Gegenstück zur „Schwarzen Wanne“ ist wesentlich kostenintensiver. Außenwände und Bodenplatte werden dabei aus wasserundurchlässigem Beton gefertigt. Zusätzliche Dichtungsmaßnahmen sind dann nicht erforderlich. Die Hauswände müssen aber zusätzlich verstärkt werden, um bei Hochwasser einem ansteigenden Druck von außen standhalten zu können. Im Notfall müssen tiefer liegende Räume gezielt geflutet werden, um Gegendruck zu erzeugen. Nur für Neubauten eine Option.
  • vorausschauende Installation von Elektrik, Maschinen und Heizungsanlagen: Vermeiden Sie in Keller, Souterrain und Garagen niedrige Steckdosen und elektrische Leitungen. Stellen Sie Waschmaschine und Trockner auf erhöhte Podeste. Sichern Sie Öltanks und Heizungsanlagen gegen eindringendes Wasser und Aufschwemmen.

VORSICHT: Lebensgefahr!
 Schalten Sie Anlagen und Elektrik bei schweren Unwettern frühzeitig ab. Betreten Sie niemals überflutete Keller. Wenn doch noch Strom fließen sollte, besteht akute Gefahr für Ihr Leben.