RKI weist neue FSME-Risikogebiete aus
In Deutschland besteht ein Risiko für eine Infektion mit der durch Zeckenstiche übertragende Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) vor allem in Bayern und Baden-Württemberg, in Südhessen, im südöstlichen Thüringen, in Sachsen und seit 2022 auch im südöstlichen Brandenburg. Einzelne Risikogebiete befinden sich zudem in Mittelhessen, im Saarland, in Rheinland-Pfalz, in Niedersachsen und in Nordrhein-Westfalen.
Laut RKI kommen nun drei neue Risikogebiete hinzu. Alle grenzen an bekannte Risikogebiete. In Sachsen-Anhalt ist das der Landkreis Anhalt-Bitterfeld und in Bayern die Landkreise Fürstenfeldbruck und der Stadtkreis München. Damit sind aktuell 178 Kreise als FSME-Risikogebiete ausgewiesen. Im Jahr 2022 wurden dem RKI insgesamt 546 FSME-Erkrankungen übermittelt, was einer Zunahme von 30% gegenüber dem Vorjahr (421 FSME-Erkrankungen) entspricht.
Leider ist eine FSME-Erkrankung nicht die einzige Gefahr, die für den Menschen vom „gemeinen Holzbock“ ausgeht, wie die Zecke in der Fachsprache genannt wird:
- Zum einen die von Bakterien übertragene Lyme-Borreliose, mit der sich etwa 5% der gestochenen Personen infizieren. Dass die Infektionsrate so niedrig ist, obwohl die Mehrheit der Zecken die Erreger in sich trägt, ist vor allem auf die lange Übertragungszeit zurückzuführen. Denn wer Zecken innerhalb der ersten 12 Stunden nach dem Stich entfernt, minimiert das Risiko einer Infektion. Das liegt daran, dass die sogenannten Borellien im Darm der Zecke leben und zwischen 12 und 30 Stunden benötigen, um zu den Speicheldrüsen zu gelangen. Zu den ersten Symptomen einer Lyme Borreliose gehören unter anderem ein auffällig roter Ring um die Einstichstelle, Muskel- und Gelenkschmerzen sowie Fieber. Spätfolgen können Gelenk-, Herzmuskel und Nervenentzündungen sein. Wird die Borreliose rechtzeitig entdeckt, lässt sie sich mit Antibiotika behandeln. Eine vorbeugende Impfung gegen die Bakterien gibt es nicht.
- Deutlich gefährlicher ist aber die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Glücklicherweise tragen laut einer Studie des Robert-Koch-Instituts nur 3,4% aller Zecken dieses Virus in sich. Ein Zeckenstich bedeutet also nicht gleich eine Infektion. Menschen, die in ausgeschriebenen Risikogebieten mit belasteten Zecken leben und Urlauber, die in solche Gebiete verreisen, können einer Infektion mit Schutzimpfungen vorbeugen. Eine Therapie gegen FSME gibt es nicht. Das Virus macht sich zuerst durch grippeähnliche Symptome bemerkbar bis es Hirnhaut, Gehirn und Rückenmark befällt und dort schwere Entzündungen auslösen kann. Die Folgen reichen von Kopfschmerzen und Schwindel über Lähmungen bis schlimmstenfalls zum Tod des Erkrankten.
Wie lässt sich die Gefahr einer Infektion durch Zeckenstiche minimieren?
Die beste Vorsorge ist, den Kontakt mit Zecken konsequent zu vermeiden:
- Tragen Sie bei Spaziergängen im Freien lange und helle Kleidung sowie festes Schuhwerk.
- In der warmen Jahreszeit von März bis September sind Zecken besonders aktiv.
- Meiden Sie Wege durch hohes Gras, Büsche oder Gestrüpp.
- Benutzen Sie zum Liegen und Sitzen auf Wiesen und im Wald eine Unterlage.
- Verwenden Sie Insektenschutzmittel wie Sprays und Creme und tragen Sie diese sorgfältig auf.
- Suchen Sie den Körper nach Aufenthalten im Freien gewissenhaft auf Zecken ab.
- Besonders gefährdete Risikogruppen sind unter anderem Hunde- und Katzenbesitzer, Reiter, Jäger, Förster und alle Menschen, die sich viel in der Natur und Freibädern aufhalten.
Zecken richtig entfernen
Wer im Internet nach Tipps für das Entfernen von Zecken sucht, der stößt mitunter auf abenteuerliche Anleitungen – vom Abbrennen der Tiere bis zum Beträufeln mit Öl oder Alkohol. Doch sollten Sie sich darüber im Klaren sein, dass solche Verfahren in der Regel mehr Schaden als Nutzen anrichten. Wie es richtig geht, haben wir für Sie nachfolgend zusammengetragen.
Hilfreiche Tipps zur Zeckenentfernung:
- Zecken so schnell wie möglich entfernen.
Bei Wanderungen Werkzeug zum Entfernen mitführen. je länger das Spinnentier den Saugvorgang durchführen kann, desto wahrscheinlicher ist die Übertragung von Krankheitserregern. - Langsam und kontrolliert abziehen.
Werkzeuge nah an der Haut ansetzen, um ein Quetschen der Zecke zu vermeiden. Keine Panik, wenn sich das Tier nicht beim ersten Versuch lösen lässt.
Info: Wie leicht oder schwer eine Zecke vom Körper zu lösen ist, hängt unter anderem von der Länge der Mundwerkzeuge des Tieres, der Anzahl der Widerhaken am Stechrüssel und der Menge des abgegebenen Klebstoffes ab. Ja, sie haben richtig gelesen. Eine Zecke sondert eine Art natürlichen Zement ab, mit dem sich der kleine Parasit an seinem Opfer festklebt. Je mehr Zeit Sie sich also mit der Entfernung lassen, desto besser kann sich die Zecke festkleben. - Nicht drehen!
Zecken haben kein Gewinde. Ruckartiges Ziehen ist ebenso wenig hilfreich. - Hilfe in Anspruch nehmen
Zecken an schwer erreichbaren Stellen von einer zweiten Person entfernen lassen. - Keine Flüssigkeiten verwenden
Auf Benzin, Nagellackentferner, Alkohol, Öle etc. verzichten. Damit lösen Sie die Zecke nicht, sondern erhöhen nur das Risiko einer Übertragung gefährlicher Erreger. Nach Entfernung die Einstichstelle mit Jod behandeln. - Was tun bei Entzündung?
Die Einstichstelle rötet sich, schwillt an, schmerzt oder wird heiß? Ab zum Arzt! Gleiches gilt bei grippeähnlichen Symptomen.
Wenn der „Kopf“ stecken bleibt
Bei einer Zeckenentfernung ist es durchaus möglich, dass ein Teil des Tieres in der Haut stecken bleibt. Dabei handelt es sich in der Regel aber nicht um den Kopf des Tieres, sondern einen Teil des Stechapparates, durch den keine erhöhte Ansteckungsgefahr besteht. WICHTIG: Wenn Sie sich unsicher sind, suchen Sie bitte einen Arzt auf!
Entfernte Zecken richtig entsorgen
Zecken sollten sicher getötet werden, ohne dass der Mensch dabei mit Körperflüssigkeiten des Tieres in Kontakt kommt. Am wirkungsvollsten ist das Zerdrücken von Zecken mit einem glatten festen Gegenstand, wie beispielsweise einem Glas. Das Herunterspülen in der Toilette hat sich hingegen als ungeeignet erwiesen. Denn es wurde nachgewiesen, dass Zecken eine geraume Zeit im Wasser überleben.